Usain Bolt – wie gut wäre er bei der NFL Combine?

Usain Bolt, der derzeit schnellste Mensch über 100 Meter, sprintet im Olympischen Finale die 2. schnellste Zeit, die bisher über diese Strecke gelaufen wurde.

9,63 Sekunden über 100 Meter – wie kann man diese Zeit einordnen, wenn viele andere Sportarten kürzere Strecken z.B. 30 m im Fußball oder Bobfahren bzw. die 36m im American Football testen. Nicht von ungefähr bringt sich Bolt gerade (selbst) im englischen Profi Fußball ins Gespräch.

Bolt würde natürlich schnell die 40 Yards bewältigen, aber wie schnell genau? Rein rechnerisch würde Usain Bolt 3,97 Sekunden für diese 36 Meter benötigen, elektronisch gestoppt versteht sich (vgl. Link). Obwohl Bolt NICHT zu den schnellsten bzw. besten Startern in der Leichtathletik gehört, wäre diese Zeit, die schnellste Zeit, die bei der NFL Combine gemessen werden könnte. Die aktuelle Bestzeit stammt aus dem Jahr 2017 und wurde vom Receiver John Ross  mit 4,22 Sekunden aufgestellt.

Allerdings kann man die Leistungen eines 100 Meter Sprints in der Leichtathletik nicht so ohne Weiteres auf den NFLSprint Stil” übertragen!

  • Bolt braucht für seine Performance einen “knallharten” Boden für maximal kurze Boden-Kontaktzeiten. Die NFL Combine wird auf “Kunstrasen” gelaufen.
  • Spikes gewährleisten max. Vortrieb bei extrem kurzen Bodenkontakten. Die NFL Combine wird in Footballschuhen mit Gummi-Noppen absolviert.
  • Bold kann seine besonderen Kraft- und Hebelverhältnisse erst NACH 50-60 Metern einsetzen. Im Football ist diese Fähigkeit (meist) uninteressant.
  • Der Startblock in der Leichtathletik erlaubt eine optimale Übertragung der Kraft direkt in den Vortrieb. Bei der NFL Combine sowie bei allen anderen Spielsportarten kommt KEIN Startblock zum Einsatz. Damit muss die Kraft “anders” auf den Boden bzw. in den Vortrieb überführt werden, dass kostet natürlich Zeit.
  • Die geraden Sprints, sog. lineare Läufe sind eine Besonderheit der Leichtathletik. In den Spielsportarten ist die lineare Geschwindigkeit eine wichtige Vergleichsgröße – aber die Fähigkeit aktiv und mehrfach die Richtung maximal schnell zu wechseln ist eine zusätzliche “Qualifikationsanforderung”.
  • Optimale Geschwindigkeit ist nicht nur im Sprint, sondern auch im technisch-taktischen Spiel (mit und ohne Ball) mit der eigenen Mannschaft wichtig und handlungsrelevant. Diese Komponente ist für Individualsportler wie z.B. 100 Meter Sprinter in einem Mannschaftsgefüge “nur”durch eine schnelle Sprintfähigkeit wahrscheinlich nicht zu kompensieren.
Ich würde mich freuen, wenn Bolt es noch in einer Spielsportart z.B. bei Manchester United “schaffen” würde. Allerdings muss er da beweisen, dass er während 90 Minuten Spielzeit mehr als “nur” einmal schnell laufen und dabei auch noch Richtungsänderungen “unfallfrei” überstehen kann. Vom Spiel mit dem Ball und einen direkten Gegenspieler ganz zu schweigen. Frank Emmelmann (Ex-DDR Sprinter und Europameister über 100 Meter 1982) konnte die NFL Coaches bei der “Operation Discovery” Anfang der 90er Jahre mit seiner Sprintzeit beindrucken. Allerdings waren Passrouten laufen und Bälle fangen eher “gesundheitsgefährdend”. Im Übrigen hatte ein bekannter britischer Athlet eine “Zwischen-Karriere” beim American Football in der “NFL Europe” und es immerhin bis ins Olympische Halbfinale über 100 Meter mit einer Zeit von 10,05 Sekunden geschafft hat – Dwayne Chambers.

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