Schnelligkeit – Ein wichtiger Erfolgsfaktor im Fußball – Teil 1

Schnelligkeit ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in vielen Sportarten. Oft wird Schnelligkeit „nur“ mit schnellen Teilbewegungen des Körpers in Verbindung gebracht, z.B. die schnellen Arme eines Boxers, die schnellen Beine eines Sprinters, die explosive Beschleunigung eines Sportgerätes, wie den Speer, Diskus, Kugel oder den Athletenkörper selbst. Auch der schnelle „Abschluss“ auf das Tor mit einem Spielball (Puck) in den großen Mannschaftssportspielen gehört meist dazu. Die beeindruckenden Schnelligkeitsfähigkeiten in den verschiedenen Sportarten definieren häufig, eine wichtige (Teil -) Anforderung für den Erfolg im (Höchstleistungs-) Sport.

Die Bedeutung bzw. Gewichtigkeit dieser speziellen (Teil–) Anforderung von Schnelligkeit richtet sich nach den wesentlichen Leistungsmerkmalen der jeweiligen Sportart.

Diese sind z.B.:

• 246 km/h Tennis Aufschlag: Andy Roddick 2007

• 210,9 km/h Freistoßtor von Ronny 2006/7 (Sporting Lissabon)

• 100 km/h Abwurfgeschwindigkeit Diskus, Harting Olympische Spiele 2012

• 10-14 m/s Schlaggeschwindigkeiten im Berufsboxen (ca. 36-50,4 km/h)

• 8,12 m/s Durchschnittsgeschwindigkeit von Chris Johnson, NFL Rekordhalter der NFL Combine über 40 Yards (36,57m) in 4,24 Sekunden (SCHMALE 2012)

• 7,94 m/s Usain Bolt´s Durchschnittsgeschwindigkeit nach 30 Metern bei seinem Olympiasieg über 100m in Peking 2008 mit 94kg Körpergewicht (siehe unten www.spiegel.de)

• 8,13 m/ s Kevin Kuske´s Durchschnittsgeschwindigkeit nach 30 Metern, mit 120kg Körpergewicht (Anschieber im Bobsport) (vgl. Spiegel: Vergleich Usain Bolt – Kevin Kuske)

• 7,54 m/s Durchschnittsgeschwindigkeit der  Herren Fußball-Nationalmannschaft  (D) auf 30 Meter (vgl. Kindermann 2001)

•  44,72 km/h Höchstgeschwindigkeit zwischen 60 – 80 Metern – Usain Bolt beim 100m WR 2009 – 9,58 Sek – im Durchschnitt sind das 37,58 km/h bzw. 10,44m/s (Schmale 2012)

33,6 km/h Sprintgeschwindigkeit von Christiano Ronaldo bei einer Spiel – Videoanalyse im Fußball (vgl. www.spiegel.de/sport/fussball/videoanalyse)

Stark vereinfacht könnte man diese Extremwerte im Schnelligkeitsbereich als wesentliche Anforderungen an den Mitspieler, Gegner oder Mitbewerber im Sport sehen. Beim Fußball kommen im Vergleich zu den Individualsportarten noch weitere wichtige Kriterien hinzu:

• Gegner – ein oder mehrere Gegenspieler mit aktivem Körpereinsatz

• Spielgerät – der Ball muss oft bei max. Tempo „verarbeitet“ werden

• Taktik – Individual- und Mannschaftstaktische Anforderungen / Aufgaben

• Präzision im Sinne der Auge – Fuß – Koordination! Alle anderen Spielsportarten werden primär mit der Hand gespielt.

Die Ausdauerleistungsfähigkeit, denn die Rahmenbedingungen sind definiert durch:

  •     die Feldgröße (vgl. Regeln beim www.dfb.de)
  •     
Außenlinien:
2 Seitenlinien (90 – 120 m lang), 2 Torlinien (45 – 90 m lang) und
  •     die Spieldauer von 2×45 Minuten
  •     und der Mannschaftsgröße 11 gegen 11

und weiteren Einflussgrößen (auf deren Aufzählung ich zu Gunsten einer besseren Übersichtlichkeit des Artikels hier verzichte!)

Erfolgsfaktor Schnelligkeit im Fußball – gut zu wissen!

Definition:
Schnelligkeit im Fußballspiel bedeutet im Allgemeinen die Fähigkeit, azyklische (also einzelne Bewegungen, wie z.B. ein Sprung oder Pass/Torschuss) als auch zyklische (in der Regel Sprintläufe) Bewegungen in maximaler Geschwindigkeit mit optimalem Erfolg auszuführen. (Schmale 2012)

Im Sport kann man den Begriff Schnelligkeit vereinfacht vier Bereichen zuordnen:

1. Azyklische Bewegungsschnelligkeit, alle (Einzel-) Bewegungen, die

a. Einmalig sind ( das heißt, die Bewegung ist eine einmalige Einheit) und

b. In der Regel in drei Phasen ablaufen:

i. Vorbereitungsphase (Schwung,- Beschleunigungs- oder Auftaktphase)

ii. Hauptphase (Lösung / Durchführung der Kernaufgabe)

iii. End- oder Abschlussphase (z.B. Wieder-Erlangen Gleichgewicht)

c. Die Reihenfolge der Phasen ist festgelegt. Diese Folge lässt sich während der Durchführung nicht verändern.

2. Mit Zyklischer Bewegungsschnelligkeit im Fußball ist eigentlich „nur“ die Lauf- bzw. Sprintschnelligkeit gemeint.

3. Handlungsschnelligkeit, also die Fähigkeit fußballspezifische Anforderungen im technisch-taktischen Kontext max. schnell zu erkennen und richtig im Sinne einer optimalen Handlung zu (re-) agieren.

4. Reaktionsschnelligkeit ist hier die fußballspezifische Fähigkeit auf optische, akustische, taktile und / oder gleichgewichtsbezogene Reize schnellstmöglich zu reagieren. Bitte nicht mit der Handlungsschnelligkeit verwechseln, denn es geht hier im Wesentlichen um eine (sensible) Reizaufnahme, eine entsprechende Informationsverarbeitung im Gehirn und einer folgenden (reaktiven) Bewegungsauslösung. (Der Startschuss im Sprint ist das Signal. Die Zeit vom Schuss bis zur muskulären Antwortreaktion ist die Reaktionszeit, in der Regel 0,1 Sekunden vgl. SCHNABEL/HARRE/KRUG 2008.)

© http://www.anderbruegge.de/

Schön und gut – was bedeutet das für mein Fußballtraining?

Wenn ich besser werden will, muss ich das trainieren, was das Spiel fordert!

Diese Anforderungen muss ich als Spieler / Trainer kennen – was soll ich sonst trainieren? Aus meiner Sicht sind die wichtigsten Anforderungen an die Feldspieler beim Thema Schnelligkeit im Fußball folgende Aspekte –

11 Fakten sollen es sein!

  1. „kurze“ Antritte aus verschiedenen Situationen wie dem Stand, aus dem Gehen oder Trab (z.B. um sich vom Gegner zu lösen, zu Fintieren, Anspielbar zu werden etc. ) ohne Folge-Aktionen
  2. Antritte mit Folge-Aktionen z.B. mit Sprüngen, Grätschen, Ballkontakt …
  3. Sprünge aus dem Stand / Trab /Sprint
  4. Beschleunigungsvermögen und Sprintqualitäten mit /ohne Gegner
  5. Beschleunigungsvermögen und Sprintqualitäten mit /ohne Ball
  6.  Schnellstmögliche Richtungsänderungen aus dem Antritt oder Sprint
  7. Individuelle Einzelaktionen mit ruhendem Ball (Torschuss, Eckball, Freistoß)
  8. Kombinationen von Antritt, Richtungsänderung und/oder Sprint in Verbindung mit Aktionen mit Ball (Torschuss, Pass,)
  9. Kombination von Antritt, Richtungsänderung und/oder Sprint in Verbindung mit Ball-Aktionen mit einem oder mehr Gegenspieler
  10. Multi-Laterale Geschwindigkeit vorwärts, rückwärts, seitwärts (aktiv als Angreifer / „passiv-reaktiv“ als Verteidiger)
  11. Handlungsschnelligkeit im Sinner der technisch-taktischen Anforderungen.

Teil 2 folgt in der ersten Oktoberwoche. Psst! Weitersagen!

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