Individual commitment to a group effort!
— That is what makes a team work, a company work, a society work, a civilization work. –
Vince Lombardi,
Legendärer American Football Head Coach der Green Bay Packers
Teil 1
1. Einleitung:
Teambuilding ist ein wesentlicher Eckpfeiler des Erfolgs im Mannschafts-Leistungssport. Ob es sich um Basketball, Fußball oder American Football handelt, die Fähigkeit der Athleten, in stimmiger Verbundenheit zusammenzuarbeiten, kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. In den letzten Jahren haben sich Psychologen und Sportwissenschaftler tiefer in das Verständnis der Dynamik des Teambuildings „eingegraben“ und wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die zur Verbesserung der Teamleistung angewendet werden können. Dieser Artikel greift verkürzt ausgewählte psychologische und wissenschaftliche Prinzipien hinter effektivem Teambuilding im Wettkampf-Teamsport auf. Die Entwicklung leistungsbereiterer und leistungsfähigerer Sportmannschaften ist ein komplexer Prozess, der sowohl psychologische als auch trainingswissenschaftliche Aspekte umfasst. Dabei gilt es deutlich zu betonen: wir haben immer mit Menschen zu tun – „it is a people´s business“! Allzu leicht vergessen wir Coaches, dass Spieler und Spielerinnen KEINE DINGE sind (Unwort: Spieler-Material) und auch nicht wie Gegenstände zu behandeln sind – egal, wie hoch die (finanziellen, zeitlichen, sozialen oder emotionalen) Investitionen in sie waren. Vermutlich ähnlich unreflektiert ist der Gebrauch des Begriffs: Motivation. Allzu oft ist Motivation aber „nur ein Strohfeuer“, eine Art kurzfristige Energie, wenn die Umstände günstig sind. Ohne Kompetenzen in Disziplin, Resilienz und Trainingswissenschaften wird allein das Einfordern von Motivation nicht reichen. In diesem Aufsatz werden wir die verschiedenen Dimensionen der Teamentwicklung beleuchten, insbesondere die Bedeutung konkreter Zielsetzungen und einige psychologischen Grundlagen, die von verschiedenen Wissenschaftlern wie Carron, Deci, Edmundson, Maslow und vielen anderen mehr untersucht wurden. Zudem werden wir die Rolle der (Gruppen-) oder auch Teamdynamik anreißen.
1. TEAM – welches Team?
Es lohnt sich diese Frage zu beantworten! Man kann im Sport „grob“ zwischen sechs verschiedenen Arten von Team unterscheiden (vgl. Evans et. al. 2012):
- Integrierte Teams: alle Mitspieler müssen auf dem Spielfeld gleichzeitig alle ihre Aktivitäten koordinieren: Basketball, Fußball, Volleyball, Rudern
- „Aufgeteilte“ Teams: nicht alle Mitspieler des Teams agieren gleichzeitig auf dem Feld, sondern in verschiedenen Gruppierungen: Baseball, American Football, „Eishockey“.
- Kollektive Teams: Einzelsportler einer Mannschaft oder einer Nation bestreiten individuelle „Matches“ und tragen gleichzeitig mit ihrem Einzel-Ergebnis zu einem Teamergebnis bei: Fechten, Golf, Tennis, Tischtennis, Turnen
- Kooperative Teams sind Teams bei denen Athleten gemeinsam, aber z.B. in unterschiedlichen Gewichtsklassen an Wettbewerben teilnehmen (Judo, Boxen, Ringen etc.)
- In Konkurrenzorientierten Teams können Spieler: innen gemeinsam bzw. gegeneinander in einem Team trainieren, nehmen aber als Einzelperson für sich ohne Teambezug an Wettbewerben teil.
- Unabhängige Teams kommen n der Regel freizeitmäßig zusammen und spielen ohne Training, aus Spaß auch in variierenden Besetzungen.
2. Zielsetzung in der Teamentwicklung
Meiner Erfahrung nach ist eine konkrete Zielsetzung der zentrale Kern in der Entwicklung leistungsfähigerer Teams. Eine klare, realistische Zielsetzung ist dabei von verschiedenen Komponenten beeinflusst.
- Jedes (Sport-) Team kann und wird sich Ziele setzen. ACHTUNG: oft ist unklar, was man für die Ziele an Zeit, Anstrengung und persönlicher „Opferbereitschaft“ wirklich erbringen muss! Je höher das sportliche Niveau, desto wichtiger werden die wissenschaftlichen Grundlagen, als fundamentale Bausteine für eine erfolgreiche Team-und Erfolgskultur. In professionellen Sport-Systemen steht das sportliche Können und somit die „Performance“ aller am Prozess Beteiligten Personen im Vordergrund: zuverlässig seinen besten Beitrag zum Teamerfolg leisten!
- Je niedriger das sportliche Niveau, desto wichtiger sind die sozialen und individuellen Aspekte der Aktiven. Meist ist nicht der sportliche Erfolg hier der „Treiber“ für die Aktivitäten der Akteure, sondern beispielsweise Autonomie, Freizeiterlebnisse, soziale- und fitnessrelevante Gründe stehen im Vordergrund. Ist das Ziel des Trainers einer solchen (Freizeit-) Mannschaft: „Aufstieg“, wird es vorwiegend darauf ankommen, ob die Akteure bereit sind, den notwendigen Mehraufwand zu leisten. Das Ziel kann dennoch bestehen bleiben, wenn alle Akteure sich darauf einigen können, die bestehende Trainingszeit so zu optimieren, dass ein Entwicklungsprozess überhaupt starten kann.
Locke und Latham (2002) betonen, dass spezifische und herausfordernde Ziele die Motivation und Leistung steigern können. In der Sportpsychologie wird dabei allgemein zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen unterschieden. Kurzfristige Ziele können beispielsweise die Verbesserung spezifischer athletischer, taktischer oder technischer Fähigkeiten sein oder die Steigerung z.B. der Teamkohäsion (Zusammenhalt) umfassen. Langfristige Ziele können sich beispielsweise auf die Entwicklung potenziell sportlicher Erfolge in wichtigen Wettkämpfen oder Wettbewerben beziehen, z.B. der Olympia-Zyklus umfasst vier Jahre, vergleichbare Zyklen gibt es bei Europa- und-/oder Weltmeisterschaften. Hilfreich für die Umsetzung von Zielen kann dabei das SMART-System sein:
- S Spezifisch: klar, präzise ausformuliert individuell und/oder Teambezogen
- M Messbar: Ohne Messung ist Training wie Segeln ohne Ziel. Eine schöne Aktivität, aber eine Zielerreichung reiner Zufall!
- A Achievable (engl.) Ziele solltenrealistisch erreichbar sein, „kleine Siege“ verstärken ggf. den Wunsch nach „mehr“.
- R Relevant: Athleten sind Menschen, daher müssen die Ziele zu dem Menschen passen und für ihn von Bedeutung sein, sonst sind Frust und „Abbruch“ höchst wahrscheinlich.
- T Timebound (engl.) Zeitgebunden: Je nach Zielsetzung ist die zur Verfügung stehende Zeit der LIMITIERENDE FAKTOR! Daher müssen kurz-, mittel- und langfristige Ziele mit Bedacht und in Verbindung mit dem Athleten bzw. dem Team definiert werden. An deren Lebensrealität vorbeizuplanen führt vermutlich nicht zum Ziel.
Weiter geht es später mit Teil II